Beschallung an Flughäfen und Bahnhöfen – warum ist das so schwer?

Was wir aus besonderen akustischen Herausforderungen lernen können

Die Akustik von öffentlichen Verkehrsknotenpunkten wird erstaunlicherweise oft vernachlässigt. Bahnhöfe und Flughäfen werden mit Fokus auf Laufwege und Versorgungsrouten geplant – und mit Lärmschutz nach außen. Aber sie sind im Innenbereich Orte mit einer hohen Dichte an Schallquellen – Züge oder Flugzeuge, Menschen, Musik, Lautsprecherdurchsagen und akustische Signale. Diese Komplexität, kombiniert mit den großen offenen Flächen, hohen Decken und harten Materialien, schafft ein akustisches Chaos. Die daraus resultierende Schallfülle macht es schwierig, einzelne Geräusche oder Durchsagen zu identifizieren und zu verstehen. Zum einen bedeutet das Stress und zum anderen schränkt es die Barrierefreiheit enorm ein. Wir überlegen: Ginge es auch anders?

Viele verschiedene Geräuschquellen treffen auf fehlende Akustikmaßnahmen

Die schlechte Akustik in Bahnhöfen ist besonders problematisch für Hörgeschädigte. Denn die sind umso mehr angewiesen auf Durchsagen über Abfahrtszeiten und ankommende Züge. Die Kombination aus übermäßigem Lärmpegel und starkem Nachhall erschwert es, zwischen den vielen konkurrierenden Geräuschen zu unterscheiden. Aber auch für Menschen mit durchschnittlich leistungsfähigen Ohren sind die Durchsagen in Bahnhöfen und Flughäfen oft unverständlich. Das führt die eigentliche Aufgabe der Beschallungstechnik an öffentlichen Orten ad absurdum: Informationsübertragung. Einen Flug zu verpassen, weil die Beschallungsanlage im Geräusche-Chaos untergeht, ist vielleicht die größte Sorge der Reisenden auf einem Flughafen.

Ganz technisch gesprochen: Flughäfen und Bahnhöfe erzeugen eine große Menge akustischer Energie, mit der Planer umgehen müssen.

Die Herausforderung ist nicht rein akustisch

In der Welt der Beschallungstechnik ist der Klang in großen, offenen und hoch frequentierten Räumen wie Bahnhöfen und Flughäfen eine der interessantesten Herausforderungen. Standardmäßig mitgedacht wird meist nur die verpflichtende Sprachalarmierungsanlage. (Quer-)Einsteiger in der Branche wundern sich oft, dass öffentliche Verkehrsknotenpunkte noch nicht besser klingen. Dabei gibt es einen weiteren Faktor: Die Beschallungstechnik und die Architektur müssen die Gratwanderung zwischen Ästhetik und Pragmatismus schaffen. Das Wissen darüber, wie sich Schall in besonders großen Räumen verhält, kann Architekten und Planern helfen, Räume mit mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen – wenn diese die Priorität sehen.

Hohe Decken, viele glatte Oberflächen aus Glas oder Beton, minimalistische Metall-Möbel: die pragmatische Akustik kämpft gegen die moderne Architektur.

Akustische Maßnahmen

Schallreflexionen hängen von den verbauten Materialien, Oberflächen und der Größe und Form des Raums ab. Diese Schallreflexionen müssen gebändigt sein. Materialien wie Stoffe oder weiche Möbel können die Klangqualität verbessern. Denn die absorbieren theoretisch einen Großteil der Geräusche, die durch Gespräche, rollende Koffer und hallende Schritte entstehen. Allerdings verschmutzen Stoffe an hochfrequentierten, öffentlichen Plätzen schnell. Wenn textile Materialien zum Einsatz kommen, muss es deshalb außerhalb der physischen Reichweite der Öffentlichkeit sein. Bahnhöfe und Flughäfen können klassische Akustikplatten an Wänden oder Decken nutzen, um die Nachhallzeit zu verringern. Deckensegel sind dabei eine moderne Lösung.

Die wichtigsten Frequenzen in diesem Szenario liegen zwischen 250 und 2000 Hz

Das sind die Frequenzen der menschlichen Sprache. Angesichts des Volumens der Räume liegt die beste durchschnittliche Nachhallzeit (RT) zwischen 0,6 und 0,8 Sekunden, tendenziell etwas länger – bei ca. 0,75 Sekunden. In den katastrophalen akustischen Gegebenheiten von Bahnhöfen und Flughäfen kann die Nachhallzeit bei 250–2000 Hz bis zu 3–5 Sekunden betragen. Das ist ein Zustand, der nicht einfach „unbequem“ ist, sondern tatsächlich auf die Psyche schlagen kann – das Gegenteil von Aufenthaltsqualität.

Großflächige Flag-Paneele für die Decke können die Nachhallzeit massiv verringern. Das funktioniert besonders gut, weil freihängende Paneele den Schall auf allen Seiten absorbieren können und nicht nur auf einer einzigen Fläche.
 

Akustik mit Ästhetik kombinieren

Akustik-Elemente für die Decke können auch die Haustechnik in den Innenräumen von Flughäfen diskret abdecken. Viele textile Akustiklösungen können sogar den Blick führen und großflächig für ein angenehmes Ambiente sorgen. Hierbei müssen Planer nur darauf achten, die Haustechnik-Elemente nicht zu verdecken, die regelmäßig gewartet werden müssen.

 

Gute Akustik kommt auch den Mitarbeitern zugute – nicht nur den Reisenden

Dies kommt nicht nur den Fahrgästen zugute. Auch die Mitarbeiter atmen auf, die dort täglich arbeiten. Das ist ein Aspekt, der in der Planung großer Verkehrsknotenpunkte selten bedacht wird: Wie stark ist die Belastung der Mitarbeitenden durch Dauerbeschallung? Nicht nur durch nachträgliche oder zusätzliche Akustik-Maßnahmen können Bahnhöfe und Flughäfen besser werden – häufig fehlt es von Grund auf an einem guten technischen Konzept.

Sprachverständlichkeit Bild © AdobeStock/Sunny studio

Ergänzende optische Maßnahmen: Nicht alles muss gesagt werden

Weitere Lösungen auf Bahnhöfen und Flughäfen sind mehr visuelle Hinweise, einerseits mit klassischen Schildern, andererseits auf Anzeigetafeln. Das klingt trivial und naheliegend. Aber ein Konzept aus visueller und auditiver Informationspolitik ist vor allem dann sinnvoll, wenn es dazu beiträgt, die auditive Überreizung zu reduzieren.

3 Beispiele für besonders gelungene Kombination von Akustik und Architektur

1. Der King’s Cross Bahnhof in London

Die Renovierung dieses Bahnhofs (abgeschlossen: 2012) umfasste eine beeindruckende neue Abfertigungshalle mit einem markanten Stahldach. Verwendet wurden Stahl und Glas – das ist akustisch eigentlich ungünstig. Es wurde aber ein spezieller Akustikputz auf den Wänden und Decken genutzt, um den Schall zu absorbieren und ein angenehmes akustisches Erlebnis zu schaffen.


1. Der King’s Cross Bahnhof in London

Die Renovierung dieses Bahnhofs (abgeschlossen: 2012) umfasste eine beeindruckende neue Abfertigungshalle mit einem markanten Stahldach. Verwendet wurden Stahl und Glas – das ist akustisch eigentlich ungünstig. Es wurde aber ein spezieller Akustikputz auf den Wänden und Decken genutzt, um den Schall zu absorbieren und ein angenehmes akustisches Erlebnis zu schaffen.

2. Der Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok

Dieser Flughafen ist bekannt für sein hochmodernes Design mit großen Glasflächen und einem beeindruckenden gewellten Stahldach. Trotz dieser Materialien hat der Flughafen eine gute Akustik, dank spezieller Deckenpaneele, die den Schall absorbieren, und einer intelligenten Raumaufteilung, die die Schallausbreitung minimiert.


2. Der Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok

Dieser Flughafen ist bekannt für sein hochmodernes Design mit großen Glasflächen und einem beeindruckenden gewellten Stahldach. Trotz dieser Materialien hat der Flughafen eine gute Akustik, dank spezieller Deckenpaneele, die den Schall absorbieren, und einer intelligenten Raumaufteilung, die die Schallausbreitung minimiert.

3. Der Hauptbahnhof Arnhem in den Niederlanden

Dieses architektonische Meisterwerk verwendet eine organische, fließende Form und viel Glas. Die Akustik wurde jedoch sorgfältig berücksichtigt, wobei absorbierende Materialien und eine raffinierte Raumaufteilung zum Einsatz kamen, um unerwünschten Nachhall zu minimieren und eine angenehme Klangumgebung zu schaffen.


3. Der Hauptbahnhof Arnhem in den Niederlanden

Dieses architektonische Meisterwerk verwendet eine organische, fließende Form und viel Glas. Die Akustik wurde jedoch sorgfältig berücksichtigt, wobei absorbierende Materialien und eine raffinierte Raumaufteilung zum Einsatz kamen, um unerwünschten Nachhall zu minimieren und eine angenehme Klangumgebung zu schaffen.

Technische Maßnahmen

Selbst in einem Gebäude, in dem Glasflächen und nackter Beton vorherrschen, können Sie durch flankierende technische Maßnahmen eine gute Sprachverständlichkeit erreichen.

  1. Erstellen Sie gezielt Beschallungszonen: Richten Sie in stark frequentierten Bereichen spezielle Zonen mit hochwertiger Beschallung ein. Nutzen Sie hier Lautsprecher, die auf klare Sprachwiedergabe spezialisiert sind. Es gibt außerdem sehr ausgefeilte Verstärker-Systeme für eine gezielte Multizonen-Beschallung.

  2. Setzen Sie gerichtete Lautsprecher ein: Verwenden Sie (kombiniert mit Punkt 1) Lautsprecher, die den Schall besonders gezielt in bestimmte Bereiche lenken. So reduzieren Sie das Hintergrundrauschen in weniger frequentierten Bereichen und verbessern das Signal-Rausch-Verhältnis. Ein Beispiel wären Tonsäulen, die horizontal 120° und vertikal 40° abstrahlen.

PA-6020Z

20-Zonen-ELA-Mono-Mischverstärker
20-Zonen-ELA-Mono-Mischverstärker 1 x 600 W 20 Zonen, einzeln schaltbar 3 Eingänge Mikrofon/Line über Kombibuchsen 2 Eingänge…

3. Nutzen Sie aktive Rauschunterdrückung: Integrieren Sie aktive Rauschunterdrückungstechnologien in Ihre Beschallungsanlagen. Diese helfen dabei, das Hintergrundrauschen zu minimieren und die Sprachverständlichkeit zu erhöhen. Active Noise Cancelling erzeugt ein Signal, das dem Hintergrundgeräusch genau entgegengesetzt ist, um störende Geräusche effektiv zu „löschen“.

4. Passen Sie die Lautstärke dynamisch an: Verändern Sie die Lautstärke der Durchsagen je nach aktuellem Geräuschpegel. Bei viel Umgebungslärm sollte die Lautstärke höher und bei wenig Lärm niedriger sein.

5. Verwenden Sie digitale Signalverarbeitung: Statten Sie Ihre Lautsprecher mit digitalen Signalprozessoren aus. Sie filtern Hintergrundgeräusche beim Sprechenden heraus und erhöhen so die Sprachklarheit.

6. Optimieren Sie die Ansagen: Verwenden Sie klare, einfache und kurze Formulierungen für Ihre Durchsagen. Vermeiden Sie unnötige Informationen und sorgen Sie für eine deutliche Aussprache.

7. Wählen Sie die richtige Technik aus: Überlegen Sie, welche Lautsprechertypen am besten zu den akustischen Gegebenheiten passen. Ob Kugellautsprecher, Wandlautsprecher oder Einbaulautsprecher – eine sorgfältige Planung und Abstimmung des Beschallungssystems ist entscheidend.

8. Führen Sie regelmäßige Wartungen und Tests durch: Überprüfen Sie die Lautsprechersysteme regelmäßig und führen Sie notwendige Wartungsarbeiten durch. So stellen Sie sicher, dass Ihre Systeme immer optimal funktionieren und Sie eventuelle Probleme frühzeitig erkennen und beheben können.

Das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) ist ein grundlegendes Konzept in der Beschallungstechnik, das eine entscheidende Rolle für die Sprachverständlichkeit spielt. Es bezeichnet das Verhältnis der Signalstärke (in diesem Fall die Sprachkommunikation) zum Hintergrundrauschen. Ein hohes SNR bedeutet, dass das Signal (die Sprache) deutlich stärker ist als das Rauschen, was zu einer besseren Sprachverständlichkeit führt.

Letztendlich kann eine bessere Akustik zu einem ruhigeren Umfeld führen, gerade an hektischen Orten. Neugierig, mehr über ELA-Technik, Beschallung und DIY-Projekte zu lernen? Besuchen Sie unser Magazin.

Headergraphic und Bild © AdobeStock | Carlos_muc | chrisdomy | BigGabig | ahavelaar 

MONACOR INTERNATIONAL steht für Qualität und optimale Anpassung an unsere Zielgruppen. Was genau unsere Produktmarken für Sie bereit halten, sehen Sie auf der jeweiligen Markenseite.
Kontakt