Resonanzfrequenz in der Akustik und in der Audiotechnik

Ein Leitfaden für Errichter, Fachplaner und Hobbyisten, am Beispiel von Lautsprechern und Lautsprecher-Bauteilen

Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf einer Brücke und spüren plötzlich, wie diese im Takt Ihrer Schritte mit- und aufschwingt – das ist Resonanz. Übertragen auf die Audiowelt, wird das Phänomen der Resonanzfrequenz zum entscheidenden Baustein für jeden, der Lautsprecher entwirft oder mit Audiotechnik arbeitet. Hier tauchen wir tief in die Welt der Schwingungen und Klänge ein, um zu verstehen, wie Resonanz in der Akustik und Audiotechnik wirkt.

Was ist die Resonanzfrequenz?

Die Resonanzfrequenz ist ein grundlegendes Ereignis in der Welt der Akustik und Audiotechnik. Sie spielt eine entscheidende Rolle beim Design und der Optimierung von Lautsprechersystemen. Für DIY-Lautsprecher-Hobbyisten, Errichter und Fachplaner ist es nützlich, ein Verständnis dieses Phänomens zu haben. Denn es hilft dabei, qualitativ hochwertige Audio-Erlebnisse zu schaffen – oder sie zu verstehen.

Resonanz-Geschichten aus der Praxis

Der Fall des zerspringenden Weinglases

Es gibt den bekannten Partytrick, bei dem ein Weinglas durch singen zum Schwingen oder sogar zum Zerbrechen gebracht wird. Das illustriert, wie mächtig Resonanz sein kann. In der Audiowelt ist es nicht anders: Die Resonanzfrequenz kann eine Lautsprecherbox zum „Schwingen“ bringen und auch zum metaphorischen „Zerbrechen“.

Die Brücke von Tacoma

Der Vorfall an der Tacoma-Narrows-Brücke im US-Bundesstaat Washington ist ein berühmtes negatives Beispiel dafür, was Resonanz im schlimmsten Fall anrichten kann. Die Brücke stürzte 1940 ein, da sie starker Wind ins Schaukeln brachte. Das brachte die Brücke in den Bereich ihrer Resonanzfrequenz. Was dazu führte, dass die Brücke immer stärker (unkontrolliert) schwang, bis die Konstruktion brach. Experten sprechen dann von einer „Resonanzkatastrophe“. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, warum das Verständnis und die Kontrolle von Resonanz in der Konstruktion – sei es bei Brücken oder bei Lautsprechern – absolut entscheidend sind.

Technische Definition der Resonanzfrequenz

Die Resonanzfrequenz ist die Frequenz, bei der ein System die größte Amplitude seiner Schwingungen erreicht. In der Akustik bezieht sich dies auf die natürliche Frequenz, bei der bestimmte Teile eines Lautsprechers, wie z. B. das Diaphragma oder das Gehäuse, am stärksten schwingen. Bei vielen Lautsprechern und Komponenten steht die Resonanzfrequenz dabei, bei einem beispielhaften Diaphragma zum Beispiel 560 Hz.

Diese Frequenz wird beim schwingenden System bestimmt durch:

  • die Masse (der Teil, der sich bewegt)
  • die Aufhängung (Federung)
  • die Dämpfungseigenschaften

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Nochmal ganz übersichtlich, weil es für das Verständnis wichtig ist:

(Wiedergabe-)Frequenzen (zum Beispiel: einer Stimme, einer Aufnahme)

Resonanzfrequenz (zum Beispiel: eines Bauteiles)

Die Frequenz, in der ein Lautsprecher seine Wiedergabe (Sprache, Musik) ausgibt. Je nach Musik und Sprecher kann das eine sehr große Bandbreite an Frequenzen sein. Eine normale männliche Stimme liegt bei ca. 125 Hz.

Die eine Frequenz, in der ein Lautsprecherbauteil maximal schwingt. Beispiel: Eine fiktive Resonanzfrequenz eines fiktiven Lautsprecherbauteils liegt bei 125 Hz. Schwingt das Bauteil durch die Audiowiedergabe in genau dieser Frequenz, ist der Ton besonders laut.

Praktisches Verständnis von der Resonanzfrequenz: Resonanzeffekte führen zu ungleichmäßiger Wiedergabe

Im Audio-Bereich beeinflussen die Bauteil-Resonanzen einzelne Frequenzen oder Frequenzbereiche eines Signals.

  • Verstärken: Resonanz (des Bauteils) und Signal (Musik, Sprache, Ton) addieren sich.
  • Abschwächen: Resonanz und Signal gleichen sich aus. Das ist allerdings weder bei Lautsprechern noch bei Systemen erwünscht.

Denn Signale, die gleichzeitig die Resonanzfrequenz einzelner Lautsprecherbauteile beinhalten, würden dann verändert. Ein fiktives Beispiel:

  • Müsste das Lautsprecher-Diaphragma einen Ton in der Frequenz von 560 Hz übertragen …
  • … und wären 560 Hz auch gleichzeitig die Resonanzfrequenz dieses Bauteils, wären Töne in diesem Frequenzbereich verfälscht.

Anders formuliert, bedeutet das:

Das Ziel ist es, die Resonanzfrequenz so zu beachten, dass sie den Klang und die Leistung des Lautsprechers nicht beeinflussen und keine unerwünschten Verzerrungen oder Schäden eintreten. Bei der Entwicklung von Lautsprechern wird die Resonanzfrequenz auch so gewählt, dass sie außerhalb des Hauptwiedergabebereichs des Lautsprechers liegt, um negative Auswirkungen auf den Klang zu minimieren.

In der Praxis bedeutet das: Bei einem gut gestalteten Lautsprechersystem wird die Resonanzfrequenz sorgfältig gewählt und kontrolliert, um die bestmögliche Klangqualität und Langlebigkeit zu gewährleisten.

Bedeutung der Resonanzfrequenz für Lautsprecherdesign und Akustik

Auswahl der Lautsprecherkomponenten

Jeder, der einen Lautsprecher baut, sucht nach dem Optimum für den jeweiligen Einsatzzweck. Sei es für

Hier müssen Resonanzen vermieden werden, da sie stören und geradezu nerven können. Daher ist die Auswahl, die Kombination und die Konstruktion aller Komponenten wichtig.

Das Lautsprechergehäuse

  1. Volumen des Gehäuses: Das Volumen des Gehäuses beeinflusst die Luftdämpfung. Ein größeres Gehäuse ermöglicht eine niedrigere Resonanzfrequenz, da die Luft im Gehäuse mehr Raum zum Schwingen bietet. Ein kleineres Gehäuse hingegen begrenzt diesen Raum und erhöht tendenziell die Resonanzfrequenz.

  2. Gehäusetyp: Verschiedene Gehäusetypen wie geschlossene Gehäuse, Bassreflexgehäuse oder „Transmissionline“ haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Resonanzfrequenzen. Bei den ventilierten Gehäusekonzepten (z.B. Bassreflex, ein geschlossenes Gehäuse mit einer definierten Öffnung, Rohr oder Kanal) machen Tüftler sich gewisse Resonanzeigenschaften zunutze, um zusätzlich Schalldruck im Bassbereich zu erzeugen. Ein technischer Begriff dazu wäre der „Helmholzresonator“.

  3. Material und Bauweise: Die Steifigkeit und Dichte des Materials, aus dem das Gehäuse gefertigt ist, sowie die Bauweise beeinflussen ebenfalls die Resonanzfrequenzen. Ein schwereres und steiferes Material kann die Resonanzen des Gehäuses selbst reduzieren, was die Gesamtresonanz des Lautsprechersystems beeinflusst.

  4. Interne Dämpfung: Materialien innerhalb des Gehäuses, die zur Dämpfung verwendet werden (wie Akustikschaum oder Faserdämmstoffe), können die Resonanzfrequenz beeinflussen, indem sie die internen Reflexionen verringern.

  5. Gehäuseform und -konstruktion: Die Form des Gehäuses und wie es konstruiert ist (z. B. die Anordnung der Verstrebungen) kann auch Einfluss auf die Resonanzfrequenz haben. Eine sorgfältige Konstruktion kann dabei helfen, unerwünschte Resonanzen zu minimieren.

Wahl der Frequenzweichen

Frequenzweichen müssen so konzipiert sein, dass sie auch die Resonanzfrequenzen der Treiber und der Lautsprecherkonstruktion berücksichtigen. Sie verteilen die Frequenzen so, dass negative Effekte, die durch die Resonanzen entstehen könnten, die Wiedergabe möglichst nicht beeinträchtigen. Das gewährt dann eine optimale Klangbalance.

Auch Räume haben eine Resonanzfrequenz

Wenn ein Raum in seinen Resonanzfrequenzen (siehe: Raummoden) angeregt wird, werden bestimmte Frequenzen übermäßig verstärkt oder auch ausgelöscht. Das führt zu einem ungleichmäßigen Klangbild. Fachplaner müssen dies bei der Gestaltung von zum Beispiel Konzertsälen oder Aufnahmestudios berücksichtigen.

Praktische Anwendung der Resonanzfrequenz im DIY-Lautsprecherbau

Die Resonanzfrequenz messen

Die Resonanzfrequenz können Sie über verschiedene Methoden messen, wie zum Beispiel durch Impedanzmessung oder Laservibrometrie. Für den Heimwerker sind Software und Mikrofone oft die zugänglichsten Werkzeuge, um Einblicke in die Resonanzcharakteristik ihres Selbstbaus zu erhalten.

Das Gehäuse anpassen

Das Material und die Größe des Gehäuses eines Lautsprechers spielen eine große Rolle. Ein gut gestaltetes Gehäuse kann die Resonanzfrequenzen so reduzieren, dass der Lautsprecher bestimmte Frequenzen besser (oder gleichmäßiger) wiedergibt. Experimentieren ist hierbei ein Schlüssel: Verschiedene Materialien und Formen können dramatische Unterschiede im Klang hervorrufen. Der Einsatz von Dämpfungsmaterialien im Gehäuse kann helfen, unerwünschte Resonanzen zu minimieren und die Klangqualität zu verbessern.

Fazit

Die Resonanzfrequenz ist mehr als nur ein technischer Begriff; sie ist ein grundlegendes Prinzip, das alles von der Struktur eines Bauwerks bis zum Klang eines Lautsprechers beeinflusst. Für DIY-Lautsprecher-Hobbyisten oder Fachplaner öffnet das Verständnis für Resonanz die Tür zu einer Welt voller Möglichkeiten, sei es durch die Optimierung von Lautsprecherdesigns oder die Verbesserung der Raumakustik. Es ist eine Reise, die gleichermaßen technisches Know-how wie kreatives Experimentieren erfordert.

Headergraphic © AdobeStock | samy

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