Der Cocktailparty-Effekt

Ein Leitfaden für Errichter und Fachplaner in der Beschallungstechnik

In einer lauten Umgebung wollen Sie sich auf ein bestimmtes Gespräch konzentrieren? Oft funktioniert das erstaunlich gut. Denn Ihr Gehirn filtert die Nebengeräusche heraus und fokussiert sich auf die ausgewählte Stimme. Dieses psychoakustische Phänomen nennt sich „Cocktailparty-Effekt“. Wie lässt sich dieser Effekt in der Beschallungstechnik nutzen? Lesen Sie weiter und erfahren Sie, was Sie als Errichter oder Fachplaner über dieses Phänomen wissen sollten.

Der Cocktailparty-Effekt: So kann das Gehirn „selektiv hören“

Der Cocktailparty-Effekt beschreibt die Fähigkeit des menschlichen Gehörs, sich in einer lauten Umgebung auf eine bestimmte Schallquelle zu konzentrieren. Er beschreibt außerdem die Fähigkeit des Gehirns, sich auf eine bestimmte Schallquelle zu fokussieren, während es gleichzeitig andere Geräusche und Stimmen im Hintergrund behält. Das bedeutet, Sie können nicht nur die gewünschte Stimme klar hören, sondern auch schnell zwischen verschiedenen Schallquellen wechseln. Das ist besonders nützlich, wenn Sie plötzlich Ihren Namen in einem anderen Gespräch hören oder auf eine wichtige Ansprache achten müssen.

Der Name kommt von Situationen, in denen viele Menschen sprechen und zusätzlich noch Musik gespielt wird – das kann natürlich auch auf einer Messe, einer Konferenz oder in einem Festsaal passieren.

Die Grenzen des Cocktailparty-Effektes

Wenn das Gehirn die Fähigkeit hat, auf unterschiedliche Geräuschquellen souverän zu reagieren, wieso müssen wir diesen Effekt in der Beschallungstechnik kennen? Eine Herausforderung dabei: Nicht jeder Mensch hat die Fähigkeit, derart selektiv zuzuhören. Und: Der Effekt hat natürlich Grenzen – ist die Gesamtlautstärke auf der Party zu hoch, wird auch selektives Hören immer schwerer.

Obwohl das menschliche Gehirn bemerkenswert gut darin ist, sich auf bestimmte Geräusche zu konzentrieren, hat diese Fähigkeit auch seine Grenzen. In Umgebungen mit schlechter Akustik oder zu vielen konkurrierenden Geräuschen kann selbst das fokussierteste Ohr überfordert sein. Hier kommt die Beschallungstechnik ins Spiel.

Gerade Räume mit starkem Nachhall haben in Cocktailparty-Situationen einen niedrigen akustischen Komfort: Vielleicht sind Gespräche gerade noch möglich, aber auf Dauer anstrengend.

Die „kritische Distanz“ für klares Sprachverständnis wird geringer in Räumen mit schlechter Akustik

Die Nachhallzone ist die Zone im Raum, in der der reflektierte Schallpegel höher ist als der Direktschall. Stellen Sie sich und Ihre Gesprächspartner im Raum wie Gestalten vor, die sich in einer Blase befinden. Innerhalb dieser Blase verstehen Sie die Worte Ihrer Gesprächspartner gut. Je besser der Raum akustisch geplant ist, desto größer ist diese „Sprachverständlichkeitsblase“. Außerhalb dieser Blase befindet sich die Nachhallzone. Der Nachhall ist dort lauter als der Direktschall (des Gesprächs).

Wenn der Veranstaltungsort akustisch nicht optimiert ist (was bei Veranstaltungsorten mit hoher Lautstärke sehr häufig der Fall ist), ist die Blase für Direktschall bei Gesprächen sehr klein, die Menschen müssen für ein Gespräch nahe aneinanderrücken. Die Direktfeldzone und die Nachhallzone definieren die „kritische Distanz (CD)“ – die Distanz, in der ein Gespräch möglich ist.

Achten Sie bei Messen oder Cocktailpartys mal darauf, ob einzelne Grüppchen zum Sprechen sehr nah beieinanderstehen – das ist ein Indikator dafür, dass die Akustik schlecht oder die Musik zu laut ist.

5 Handlungsempfehlungen für Räume mit vielen Geräuschquellen

1. Fokussieren Sie den Sound

In großen Räumen oder bei Veranstaltungen ist es oft schwierig, Sprache oder Musik klar und deutlich zu hören – trotz des Cocktailparty-Effektes. Gute Beschallungstechnik kann die akustische Qualität verbessern, indem zum Beispiel die Musik der Bühne nur auf einen bestimmten Bereich gerichtet wird. Bei Musik, die eher einen Klangteppich in den Hintergrund legen soll, sind auch gute ELA-Soundprojektoren eine Möglichkeit.

2. Steuern Sie die Lautstärke

Mit der richtigen Technik können Sie die Lautstärke so steuern, dass sie angenehm und nicht überwältigend ist. Das erleichtert die Konzentration auf Gespräche. Angenommen, Sie haben 10 Personen, die mit einer Lautstärke von 60 dB sprechen: Jede Verdopplung der Personenanzahl erhöht die Lautstärke um 3 dB. Also wären es bei 20 Personen 63 dB, bei 40 Personen 66 dB, bei 80 Personen 69 dB und so weiter. Es gibt für die Musik nun 3 Möglichkeiten:

  • Gleich laut wie die Menschen: Wenn Sie möchten, dass die Musik genauso laut ist wie die Menschen, sollte sie auf der gleichen dB-Stufe sein. Also wenn 40 Personen im Raum sind und eine Lautstärke von 66 dB erzeugen, sollten Sie die Musik auf 66 dB einstellen.
  • Musik im Vordergrund: Möchten Sie, dass die Musik deutlich hörbar ist, aber nicht überwältigend wirkt, ist der Zielwert 5–10 dB lauter als die gesamte Lautstärke der Menschen.
  • Musik als Hintergrund: Soll die Musik nur im Hintergrund laufen, wäre es sinnvoll, sie etwa 5–10 dB leiser einzustellen als die gesamte Lautstärke der Menschen.

Denken Sie daran, dass diese Werte nur Richtlinien sind. Raumakustik, Schallverfall und andere Faktoren können die tatsächliche Wahrnehmung beeinflussen!

3. Platzieren Sie die Lautsprecher strategisch

Wenn Sie die Lautsprecher gezielt platzieren, können Sie den Schall so lenken, dass er schnell dort ankommt, wo Sie ihn brauchen. Das minimiert Ablenkungen. In einem Konferenzraum oder einer Messehalle mit schlechter Akustik wird der Cocktailparty-Effekt zum Problem. Nutzen Sie gut geplante Deckenlautsprecher mit gerichteter Schallabstrahlung genau dort, wo sich wahrscheinlich Menschen aufhalten werden: über Sitzecken, Netzwerkbereichen und sonstigen „natürlichen“ Treffpunkten.

4. Analysieren Sie die Raumakustik vorher

Bevor Sie eine Beschallungsanlage installieren, analysieren Sie die Raumakustik. So können Sie die Lautsprecher optimal positionieren.

  1. Hinhören: Hören Sie sich die Musik und die Gespräche in verschiedenen Teilen des Raums an. Verändert sich die Klarheit oder Lautstärke?
  2. Klatschtest: Ein einfacher Klatscher kann Ihnen viel über den Nachhall im Raum sagen. Ein langer Nachhall könnte bedeuten, dass Sie die Musik leiser stellen sollten, um Gespräche nicht zu übertönen.
  3. Schallpegelmesser: Mit einem Schallpegelmesser können Sie die genaue Lautstärke im Raum messen. So bekommen Sie ein besseres Verständnis für die dB-Werte der Gespräche und der Musik.
  4. Raumakustik-Software: Es gibt spezielle Software, die Ihnen detaillierte Informationen über die Akustik Ihres Raums geben kann. Diese Tools können Ihnen helfen, Problembereiche wie Echos oder tote Zonen zu identifizieren.

5. Denken Sie in unterschiedlichen Beschallungsszenarien

Mit Multiroom-Verstärkern passen Sie die Beschallung für verschiedene Bereiche individuell an. So können Sie in einem Restaurant beispielsweise die Musik in der Bar lauter und im Essbereich leiser einstellen. In Restaurants und Bars wollen sich die Gäste unterhalten, ohne von der Hintergrundmusik gestört zu werden. Hier können Sie Wandlautsprecher und Multiroom-Verstärker so einstellen, dass die Musik in den Hintergrund tritt, aber dennoch präsent ist. In Einkaufszentren besteht die Herausforderung darin, wichtige Durchsagen verständlich zu machen. Hier können Sie durch Lautsprecher mit einer hohen Sprachverständlichkeit den akustischen Komfort verbessern.

Fazit

Der Cocktailparty-Effekt ist mehr als nur ein interessantes Phänomen. Verstehen und nutzen Sie diesen Effekt, können Sie den akustischen Komfort in lauten Umgebungen erheblich verbessern. So heben Sie Ihre Projekte auf das nächste Level.

Headergraphic © AdobeStock | Monkey Buisness

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