8 Mythen und Missverständnisse in der kommerziellen Beschallungstechnik

Von goldenen Kabeln und Technologie-Hörigkeit: Eine Argumentationshilfe für Errichter und Fachplaner

Auch in der Welt der Beschallungstechnik kursieren Mythen und Missverständnisse, die oft mehr Verwirrung als Klarheit schaffen. Tauchen wir tiefer in die technischen Aspekte ein und enthüllen wir die Wahrheit hinter diesen Annahmen.

Mythos 1: „Der gigantische Watt-Turm“

Stellen Sie sich einen Messeveranstalter vor, der stolz auf seine neuesten Lautsprecher mit unglaublicher Watt-Leistung hinweist. Doch beim ersten Einsatz bemerkt er, dass die Klangqualität nicht den Erwartungen entspricht. Der Grund? Leistung ist nur ein Teil der Geschichte. Der Wirkungsgrad der Lautsprecher, die Raumakustik und die Qualität der Abstimmung spielen ebenso entscheidende Rollen. Ein System mit weniger Leistung, aber besserer Abstimmung kann einen viel angenehmeren Klang bewirken. Es geht darum, das System an die Umgebung anzupassen, und nicht nur um rohe Kraft.

Mythos 2: „Die goldenen Kabel“

Angenommen ein begeisterter Hi-Fi-Fan kauft das teuerste goldene Audiokabel auf dem Markt. Da er überzeugt davon ist, dass es aufgrund des Goldes den Klang seines Systems revolutionieren wird. Die Wahrheit ist: Nicht nur das Material, sondern auch die Kabelqualität und die Kabeltechnik beeinflussen das Signal und den Klang, besonders bei längeren Übertragungswegen. Theoretisch ist Gold für Steckverbinder gut geeignet, da es nicht korrodiert oder oxidiert. In einigen ungewöhnlich anspruchsvollen Umgebungen wäre das ein Vorteil. Aber in den meisten realen Anwendungen macht das Gold überhaupt keinen Unterschied. Die Wahl der richtigen Kabel und Anschlüsse sollte sich nach technischen Spezifikationen und praktischen Anforderungen richten, nicht nach Preis und Prestige.

Mythos 3: „Die Illusion des Universal-Lautsprechers“

Ein Veranstaltungsort wird mit identischen Lautsprechern ausgestattet. Die Annahme: Das bietet die beste Klangabdeckung. Jedoch merkt der Toningenieur schnell, dass unterschiedliche Bereiche unterschiedliche Anforderungen haben. Die Auswahl an Lautsprechern muss passend sein und auf die spezifischen Bedingungen und Akustik des Raumes abgestimmt werden. Es ist wie bei einem Orchester: Jedes Instrument hat seine Rolle und nur im Zusammenspiel entsteht Harmonie. Breitbandlautsprecher können gute Dienste leisten – eine Universallösung sind sie nicht.

Mythos 4: „Surround-Sound überall“

Ein Cafébesitzer installiert ein aufwendiges Surround-Sound-System, inspiriert von Heimkino-Erlebnissen. Doch die Gäste finden den Klang verwirrend und unausgewogen. Surround-Sound ist nicht immer die beste Wahl, besonders in kommerziellen Umgebungen, wo Klarheit und Richtungsstabilität gefragt sind. Auch dann, wenn Gäste sich im Raum bewegen, ist Surround-Sound nicht sinnvoll. Eine wohlüberlegte Stereo- oder Mono-Beschallung kann oft ein angenehmeres und effektiveres Hörerlebnis schaffen. Übrigens: Hier lesen Sie, wie Sie ein Café am besten beschallen.

Mythos 5: „Technologie über Raum“

Ein Veranstaltungssaal wird mit der neuesten Audio-Technologie ausgestattet. Aber die Besucher klagen über Echos und unklaren Klang. Trotz fortschrittlicher Ausrüstung wurde die Bedeutung der Raumakustik übersehen. Das schadet dem Projekt, denn: Keine Technologie kann physikalische Gesetze überlisten. Eine individuelle akustische Behandlung und Planung der Räumlichkeiten ist entscheidend, um die beste Leistung aus jedem System herauszuholen.

Mythos 6: „Ältere Technik ist immer schlechter“

Ein Theater ersetzt sein gesamtes älteres Audio-Equipment durch brandneue Technologie – es will „modernisieren“. Doch bald merken die Techniker: Einige der älteren Komponenten, wie Vintage-Mikrofone oder Röhrenverstärker, boten eben einen unverwechselbaren und gewünschten Klangcharakter – und die Audiotechniker im Hause kannten sich damit aus. Mit modernen Geräten sind diese Klangfarben oft schwer zu replizieren. Moderne Technik bringt viele Vorteile. Aber historische oder analoge Technologien behalten ihren Wert für spezielle klangliche Qualitäten – und sollten nicht pauschal als veraltet abgetan werden. Die richtige Kombination ist hier gefragt.

Mythos 7: „Je mehr Lautsprecher, desto besser die Verteilung“

Ein Hotel beschließt, seine Konferenzräume mit zusätzlichen Lautsprechern auszustatten. Die Annahme: Mehr Lautsprecher bedeuten eine bessere Schallverteilung. Doch bald klagen Teilnehmer über Lautstärkeschwankungen und Klangüberlagerungen. Ein Audiofachmann erklärt, dass eine übermäßige Anzahl von Lautsprechern zu Interferenzen und unerwünschten Akustikeffekten führen kann. Entscheidend ist die strategische Platzierung und angemessene Anzahl von Lautsprechern, angepasst an den Raum und den Verwendungszweck. Für Deckenlautsprecher gibt es gute Faustregeln.

Mythos 8: „Wireless Audio ist immer die bessere Wahl“

Eine moderne Kirche rüstet komplett auf drahtlose Audiosysteme um, angezogen von der minimalistischen Ästhetik und der scheinbaren Einfachheit. Aber nach einigen Gottesdiensten treten Probleme mit Interferenzen und Signalabbrüchen auf. Die Erklärung: Drahtlose Systeme bieten zwar Flexibilität und eine saubere Optik, können aber anfällig für Störungen sein, besonders in Umgebungen mit dichtem Frequenzverkehr. Die Entscheidung zwischen drahtlosen und kabelgebundenen Systemen sollte nach sorgfältiger Abwägung der Vor- und Nachteile sowie der spezifischen Umgebungsbedingungen getroffen werden.

Fazit: Die Welt der Beschallungstechnik ist voller Nuancen und Details, die es zu verstehen gilt

Manche Anekdoten schaffen Geschichten. Manche Geschichten verselbstständigen sich. Indem wir Mythen und Missverständnisse konsequent hinterfragen und uns auf fundiertes Wissen stützen, schaffen wir Systeme, die überzeugen. Ob Sie ein Audio-Neuling oder ein erfahrener Fachplaner sind – es ist immer wichtig, offen zu bleiben und sich weiterzubilden, um die bestmögliche Klangumgebung zu schaffen.

Headergraphic © AdobeStock | Thomas Reimer, gustavofrazao

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