Wandlautsprecher ausrichten, auswählen und positionieren: Das kleine 1x1 für Lautsprecher an der Wand

Wie Sie Wandlautsprecher positionieren, ausrichten und auswählen – mit Best Practice Szenarien und 9 Faustregeln.


Die wichtigste Regel für alle ELA-Errichter und Planer: Nicht jede Lautsprecherbox klingt in jeder Situation gleich gut – deswegen ist es alles anderes als trivial, ELA-Anlagen zu planen. Was es zu beachten gilt, wenn Sie die Positionierung und Ausrichtung von Lautsprechern an einer Wand planen, weiß unser Audio-Experte Michael Dreis.


Wandlautsprecher positionieren und ausrichten:

Wo genau stehen oder sitzen die Personen, die Sie beschallen möchten? Dahin sollten Sie den Lautsprecher mit seinem Abstrahlwinkel​​​​​​​ ausrichten.

Das ist vor allem relevant, weil Wandlautsprecher nie auf Augenhöhe – und deswegen auch nie auf Ohrenhöhe – hängen. Das wäre akustisch sinnvoll, macht aber niemand. Denn Lautsprecher sollen heute meist außerhalb des Sichtfeldes sein. Wandlautsprecher sollten deswegen schwenk- und neigbar sein. So können Sie sie in einer erhöhten Position viel besser an Räume anpassen.

 


Regel 1: Richten Sie Wandlautsprecher direkt auf Ihr Beschallungsziel aus und nicht einfach in den Raum hinein.

Durch die Ausrichtung direkt Phasenprobleme vermeiden

Gerade die Strahlrichtung der Wandlautsprecher kann aber ein Problem sein:

Wenn Wandlautsprecher gegeneinander strahlen, kann es zu Phasenproblemen kommen.

Die Frequenzen von Lautsprechern mit Phasenproblemen „kannibalisieren“ sich gegenseitig. Das ist vergleichbar mit Wellen im Wasser. Wellen breiten sich gleichmäßig aus. Treffen zwei Wellen frontal aufeinander, lösen sie sich gegenseitig auf. Stellen Sie sich einen Stein vor, der ins Wasser fällt: Die Wellen breiten sich um den Eintauchpunkt aus. Werfen Sie einen zweiten Stein gleichzeitig oder kurz danach daneben ins Wasser, stören sich die Wellen gegenseitig – Chaos entsteht. Das ist bei Sound ähnlich. Deswegen:

 


Regel 2: Alle Wandlautsprecher sollten, wenn möglich, im Raum in die gleiche Richtung strahlen.

Wandlautsprecher in kleinen Räumen positionieren

Wenn Sie Räume mit weniger als 150 Quadratmetern beschallen, sollten Sie eher weniger, dafür stärkere Lautsprecher nutzen. Nutzen Sie einen guten ELA-Verstärker und gezielt positionierte kraftvolle Wandlautsprecher. Es reichen dann oft zwei bis vier Lautsprecher, die den Raum in gleicher Richtung beschallen.

Denkbar ist auch die Montage in Raumecken. Eine derartige Positionierung betont tiefe Frequenzen.

Das können Sie auch bewusst ausnutzen. Ist Ihnen der Bassbereich eines Wandlautsprechers zu flach, stärkt eine Positionierung in der Raumecke diese Frequenzen. Kalkulieren Sie aber die stärkere Reflexion in Raumecken mit ein.

 


Regel 3: In kleineren Räumen nutzen Sie lieber weniger, dafür gezielt platzierte und maßvoll lautere Wandlautsprecher.

 


Regel 4: Wandlautsprecher, die einen eher kleineren Raum beschallen, sollten eher von der langen Seite aus in den Raum strahlen.

Wandlautsprecher in großen Räumen positionieren

Wenn Sie größere Räume und Verkaufsflächen beschallen, gilt das Gegenteil: Nutzen Sie hier lieber mehr Lautsprecher, die sich die Beschallung teilen. In diesem Fall lohnen sich zusätzlich gut geplante Deckenlautsprecher. Diese können Sie mit Wandlautsprechern und ELA-Verstärkern kombinieren.

 


Regel 5: Großraum-Szenarien profitieren von einer großzügigen Ausstattung mit leiseren, flächig verteilten Decken- und Wandlautsprechern.

Hohe Reichweite und größte Zuverlässigkeit: Druckkammerlautsprecher

Viele Laien und Quereinsteiger nehmen Druckkammerlautsprecher als Oldschool-Beschallung wahr. Das stimmt nicht (mehr). Denn die neue Generation Druckkammerlautsprecher ist oft mit einem 2-Wege-System ausgestattet und klingt damit deutlich hochwertiger als die älteren Bahnhofslautsprecher. Das bedeutet nicht, dass moderne Druckkammerlautsprecher für Klangwunder konzipiert sind. Aber deutliche, klare Sprach- und gute Musikbeschallung geht inzwischen auch mit sogenannten Musikhörnern.

Die großen Stärken von Druckkammerlautsprechern bleiben aber Lautstärke, Zuverlässigkeit und die große Reichweite über offenen Flächen.

 


Regel 6: Szenarien, in denen Druckkammerlautsprecher ihr Potenzial entfalten, sind Industriehallen, Messehallen, Parkhäuser, Freibäder, Sportplätze, Freizeitparks und Bahnhöfe.

Wir haben einige Anwendungsfälle für Druckkammerlautsprecher für Sie als Best Practice aufbereitet:

Tonsäulen: Hoher ästhetischer Anspruch und präzise Richtwirkung

Nehmen Sie die vielzitierte „Out of the Box“-Denke einmal wörtlich. Denn die Würfelform der klassischen Lautsprecherboxen passt in einige Räume und Gebäude einfach nicht hinein. Die Alternative: schlanke Tonsäulen, auch „Zeilenlautsprecher“, „Linienstrahler“ oder „Schallzeilen“. Die schmiegen sich ganz anders in die Innenarchitektur eines Gebäudes ein, als klassische Wandlautsprecherboxen. Gerade für Kirchen und andere Glaubenshäuser ist das von Vorteil und durch die 100-Volt-Technik leicht umsetzbar.

Wenig Reflexion, viel Richtwirkung: verschiedene Tonsäulen als Beschallungskombination

Tonsäulen sind in den tiefen Frequenzen etwas schwächer. Einige Tonsäulen haben eine so schlanke Bauform, dass deren Querschnittsfläche kaum größer als eine 1-Euro-Münze ist. Die Strahler sind also im Raum fast unsichtbar. Gleichzeitig bündelt die Säulen- und Linienform von Tonsäulen in vertikaler Richtung den Sound und erhöht die Reichweite. Horizontal strahlt eine Tonsäule sehr breit ab und durch die vertikale Schallbündelung werden Reflexionen von der Decke und vom Boden verringert.

Linienstrahler und Tonsäulen strahlen deswegen weit und präzise.

Denn je schmaler der Austrittswinkel, desto weiter kann der Schall ungehindert in den Raum eindringen. Reflexionen werden dadurch vermindert. Stellen Sie sich den Strahl einer Taschenlampe in einer Umgebung vor, die überall Licht reflektiert: Je präziser, also kleinwinkliger der Lichtstrahl, desto weniger Reflexionen gibt es.

Zusammen mit dem geringen Gewicht und der deswegen unkomplizierten Montage bieten Tonsäulen und Linienstrahler in der 100-Volt-Technik eine oft unterschätzte Alternative zu klassischen Lautsprecherboxen.

 


Regel 7: Tonsäulen sind für alle Szenarien perfekt, in denen die Soundquelle möglichst unscheinbar sein soll.

Tonsäulen können viele Frequenzen gut abdecken – und sind deswegen nicht nur für Sprache geeignet

Gleichzeitig passt in Tonsäulen auch viel Technik. Denn der Toningenieur kann hier hochstapeln, ohne dass der Lautsprecher klobig wirkt und den Raum dominiert. In Tonsäulen arbeiten mehrere Tief-, Mittel- und Hochtöner zusammen, sodass eine deutlich bessere Klangwiedergabe erreicht wird. Besonders Sprache übertragen viele Tonsäulen außerordentlich gut verständlich. Das ist wichtig, weil es sonst auf Dauer anstrengend ist, einer Sprachübertragung zuzuhören. Hier haben Toningenieure lange getüftelt, um ein feines, angenehmes Klangbild und eine hohe Klangqualität zu erreichen.

 

Regel 8: Wenn Ästhetik und toller, runder Klang zusammen funktionieren sollen, arbeiten Sie vorne mit Tonsäulen und füllen Sie die hinteren Reihen mit weiteren Lautsprechersystemen auf. Auf Grund ihrer schlanken Bauform passen Tonsäulen auch in enge Ecken und eingelassen in Wand-Nischen.

 

Wenn Sie ELA-Anlagen planen, sollten Sie daran denken: Reflexionen beeinträchtigen das Klangerlebnis. Der Abstrahlwinkel ist zwar klein, unerwünschte Reflexionen treten bei Montagen in Ecken aber deutlich früher auf als bei frei an der Wand platzierten Tonsäulen. Es ist vorteilhaft, wenn die Installation einer Beschallungsanlage möglichst schon in der Planungs- und Bauphase mit den Architekten und Installateuren abgesprochen wird. Je besser Sie im Voraus planen, umso besser ist …

  1. … das klangliche Ergebnis.
  2. … die optische Integration der Lautsprecher in die gegebenen Räumlichkeiten.
 


Regel 9: Tonsäulen werden idealerweise flach an die Wand montiert. Achten Sie in Ecken und in Deckennähe auf eine schwenk- und neigbare Montage.

Lesen Sie mehr über Szenarien, in denen sich Tonsäulen und Linienstrahler besonders lohnen:

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