„Früher gab es mehr Grauzonen und Generalisten. Heute braucht es immer mehr Spezialisten.“

Eine entscheidende Rolle im Prozess spielen – so früh wie möglich: Auf einen Kaffee mit Tom Mikus


Leidenschaftlicher Bassist, Struktur-Aufbauer und in der Beschallungstechnik ein international erfahrener Branchenkenner: Tom Mikus ist verheiratet und lebt in Bochum. Jedenfalls überwiegend, denn regelmäßig verschlägt es ihn mehrere Tage in ein „romantisches“ Gewerbegebiet in Bremen-Mahndorf, der Heimat von MONACOR INTERNATIONAL. Er verstärkt unser Team als Director Business Development mit frischen Perspektiven. Moment, als was? Welche Aufgaben Tom Mikus bei MONACOR übernimmt und wie er die Zukunft der Branche sieht, erfahren Sie in diesem Interview.


Herr Mikus, wir fallen gleich mit der Membran ins Gehäuse: Wie sind Sie in der Beschallungstechnik-Branche gelandet?

 

Musik ist mein Leben. Ich habe mit 12 Jahren gemeinsam mit meinem Vater meine erste Selbstbau-Box gebaut. Da wurde ich angefixt. Mit 14 habe ich angefangen Instrumente zu lernen. Mein Schwerpunkt ist bis heute Bassgitarre und Kontrabass. Das gipfelte darin, dass ich nach dem Abitur jahrelang Berufsmusiker war. Dementsprechend war ich viel auf Tour, habe sehr viele Plattenaufnahmen und Bühnenshows gemacht. Ich habe aber auch gemerkt, dass es ein sehr unstetes Business ist. Deswegen habe ich dann eine Ausbildung zum Kaufmann für Groß- und Außenhandel gemacht.

Wieso arbeiten Sie jetzt so gerne für MONACOR?

 

Ein lustiger Zufall: Der erwähnte Selbstbau-Lautsprecher, an dem ich damals mit meinem Vater gearbeitet habe, war von MONACOR. Die Marke war für mich Hobby-Nostalgie, genau wie für viele andere auch. Ich finde es sehr spannend und motivierend, dass ich hier bei MONACOR so ein weites Aufgabenfeld habe. Das Unternehmen hat ein sehr breites Portfolio und weltweite Niederlassungen und Beziehungen. Hier kann ich gestalten und zum richtigen Kurs beitragen, detailliert Projekte betreuen.

Sie sind Director Business Development: Berufsmusiker zu sein und eine Ausbildung zu machen reicht dafür nicht, oder? Woher die Erfahrung?

 

Ich habe in den 1990ern noch Betriebswirt gelernt und dann im Einzelhandel 9 Jahre Musikalien und Musikinstrumente verkauft. Aber das wurde immer schwieriger, weil der Internethandel in dieser Branche immer mehr Boden gewann. Ich habe dann auf die Seite des Großhandels gewechselt. Ich habe die Beschallung großer Festivals mitgeplant, viel Projektgeschäft gemacht, war viele Jahre im Außendienst, später Vertriebsleiter, dann Teil der Geschäftsführung. Das war bei einem unabhängigen Distributor. Eine eher schwierige Zeit.  Das wollte ich nicht bis zur Rente machen.

Warum?

Tom Mikus: Erfüllt der Distributor nicht die Umsatzvorgaben des Herstellers, entzieht dieser dem Distributor die Produkte. Macht der Distributor reichlich Umsatz, übernimmt der Hersteller..

Und wohin sind Sie weitergezogen?

Tom Mikus: Ich war dann in leitenden und beratenden Positionen in verschiedenen Unternehmen der Branche tätig, hatte immer mit Beschallungstechnik zu tun, Lautsprechern, DSPs, Endstufen. Als Sales- und Marketing Director und de facto General Manager eines großen Unternehmens der Branche leitete ich die Deutsche Niederlassung und war auch für den Absatz in Austria verantwortlich. Ich habe aber auch bei einem der führenden Hersteller für Sprachalarmierung gearbeitet.

Was haben Sie dort gemacht?

Ich hatte dort die Aufgabe, B2B- und B2C-Absatzstrukturen aufzubauen, das hat sehr viel Spaß gemacht. Zuletzt fand ich es schade, dass ich in der Position des Sales Director kaum noch gestalten konnte, es fühlte sich wie ein Verwaltungsposten an. Ich habe viele Analysen und Forecasts gemacht, aber nicht mehr direkt am Projekt gearbeitet. Das wollte ich auf Dauer nicht.

Und was ist konkret Ihre neue Aufgabe bei MONACOR?

Meine Aufgabe ist es, die Ausrichtung von MONACOR INTERNATIONAL weiter zu schärfen und noch besser auf einzelne Märkte vorzubereiten. Ich sitze mit den Produktmanagern zusammen, finde neue Produkte und entsprechende Absatzmärkte, auf die wir uns stärker fokussieren können. Wir haben 4500 Produkte, die sehr unterschiedliche Märkte abdecken. Wir bedienen Retailer und den Elektrofachhandel, Planungsbüros, Architekten, Campingplatzbetreiber, Errichter und A/V-Integratoren, Verleiher und viel, viel mehr. Aber wir wollen unser Spielfeld als Lösungsanbieter klarer abstecken. Meine Aufgabe ist es, die Produktpalette noch ein bisschen zu schärfen und neue Potenziale zu erkennen – und umzusetzen. Das bedeutet, das Sortiment zu vertiefen und für alle Audiofragen Anworten liefern zu können. MONACOR ist die Firma für Audio-Solutions.

Ein programmierbares Gerät sollte nur der Fachhändler bekommen, der das entsprechende Know-how im Haus hat. Dieses Know-How wollen wir auch in unserer Akademie vermitteln..

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Wo sehen Sie denn Potenzial bei MONACOR?

 

Wir müssen einige unserer Bemühungen vom Kopf auf die Füße stellen. Häufig bekommen wir Leistungsverzeichnisse und Ausschreibungen und schlagen dann unsere Produkte vor. Oder wir kommen bei großen Projekten dazu. Das funktioniert gut. Aber es geht mehr: Unser Sortiment ist so stark, dass wir die ausgeschriebenen Produkte sein können und sollten. Wir wollen noch enger direkt mit Planungs- und Architekturbüros und Integratoren zusammenarbeiten. Das können wir sehr selbstbewusst angehen: In unserer Preisklasse sind wir best practice und könnten den Markt noch aktiver mitgestalten.

Wir wollen früher im Prozess eine entscheidende Rolle spielen. MONACOR hat eine „best-buy“-Qualität: Es ist das Beste, was du in dieser Preisklasse bekommst. Das ist unser Spielfeld.

Wie sieht denn ein typischer Arbeitstag im Leben eines Mitgestalters bei MONACOR aus?

Den gibt es zum Glück nicht. Diese Vielseitigkeit brauche ich auch. Ich habe viele interne und externe Termine. Ich lebe ja nach wie vor in meinem Heimatort Bochum und mache viele Meetings digital. Auch verbringe ich ca. ⅓ meiner Zeit hier in Bochum, ⅓ in Bremen am Firmensitz und ⅓ irgendwo in der Welt. Das finde ich gut. Auf meiner letzten Position war ich monatelang nur am Schreibtisch. Mir ist aber die Arbeit mit und am Kunden wichtig, das geht am Schreibtisch nicht. Dazu muss ich raus, Projekte begleiten, die Projekte und Probleme praktisch kennenlernen, nicht nur abstrakt. Dafür brenne ich.

Wo Sie gerade Technologie erwähnen: Sehen Sie über die Jahre Veränderungen in der Branche um Commercial Audio und Tontechnik?

Es gibt eindeutige Entwicklungen in der Branche, kurzfristige und langfristige. Durch die Pandemie ist der ganze Verleih-Bereich komplett eingebrochen. Das ist eine kurzfristige Entwicklung, die Verleiher kommen langsam wieder zurück, einige haben es auch nicht geschafft. Die langfristige Entwicklung ist die Digitalisierung.

Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Branche aus?

Wenn man sich die Installateure und Integratoren anschaut, ist heute eine ständige Weiter- und Fortbildung nötig. Denn die Dynamik der Entwicklung durch IT-Netzwerke nimmt immer mehr zu. Live gibt es mittlerweile fast nur noch digitale Mischpulte, mit denen man eine Menge machen kann, wenn man denn weiß, wie.

Und in der Festinstallation?

Alle Bereiche der Festinstallation wachsen über Audio-over-IP-Technologie immer mehr zusammen, die Bereiche verschmelzen. Insgesamt wird es immer professioneller, Normen und Vorschriften werden mehr. Bei der Sprachalarmierung ist das sehr deutlich. Früher gab es mehr Grauzonen, die nicht so eindeutig geregelt wurden. Mittlerweile greifen Normen immer weiter und die Kunden sind dann am Ende des Tages gezwungen, solche Anlagen zu installieren. Und zwar genau nach Norm oder Konzernvorgaben. Da geht’s dann nicht um Klangbild und Emotionen, sondern um die Sicherheit. Aber dafür braucht es halt Spezialisten.

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Gibt es diese Spezialisten noch nicht?

 

Es gibt viele fähige Errichter, aber das wird zukünftig nicht für jedes Projekt ausreichen. Als ich angefangen habe in der Branche, vor knapp 30 Jahren, gab es eine Menge Quereinsteiger. Es gab ja eigentlich nur das Studium der Nachrichtentechnik oder die Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker. Schon heute gibt es einige sehr spezialisierte Berufsgruppen. Der Meister in Veranstaltungstechnik, der Medientechniker, der Medieningenieur. Das wird mehr werden.

Ich bin ja selbst Musiker gewesen und habe zum Lötkolben gegriffen und Kabel fertig gemacht. Das wird weniger, weil die Technik immer komplexer wird.

Wird es mit der Zunahme der IT für diejenigen, die am Ende die Geräte verbauen oder auch nutzen, komplizierter? Wir sind als Gesellschaft ja weit davon entfernt, ausschließlich aus „Digital Natives“ zu bestehen, die mit IT „nativ“ umgehen können.

 

Die Branche wird insgesamt professioneller. Und es entwickelt sich auch immer mehr Richtung Spezialisierung, sowohl was Unternehmen angeht, als auch, was die Fachkräfte angeht. Der Generalist, der wirklich alles installieren kann, fällt weg. Weil die Anforderungen an einzelne Produktgruppen viel höher sind als früher.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Früher gab es Leute, die haben Elektroinstallation in Gebäuden gemacht. Die haben sich um die Sprechanlage gekümmert, um das Licht und eben auch um die Audiotechnik, quasi so nebenbei. Heute haben wir Anforderungen an die Beschallungstechnik, die es früher nicht gab. Netzwerktechnik einerseits und Design andererseits. Am besten sollte die Technik komplett unsichtbar sein, nur der Nutzer hat ein Interface, von dem aus er zentral steuern kann.

Weil der Bedarf an Fortbildung zukünftig immer mehr wird, haben wir exklusiv für unsere Kunden die MONACOR Academy entwickelt.

Ganz provokativ gefragt: Wird die gefeierte 100-Volt-Technik verschwinden, wenn es immer digitaler wird?

Ja, nach und nach, aber nicht gänzlich, davon bin ich überzeugt

​​​​​​​Können Sie schätzen, wann?

Das wird einige Zeit dauern. Die Branche bewegt sich nur langsam.

Wird es in einer Zukunft der Professionalisierung überhaupt Tüftler und Bastler in der Audiotechnik geben?

Im PA-Bereich eher nicht. Im Hifi-Bereich schon. Das sind Menschen mit einem Hobby und mit einem hohen persönlichen Anspruch an das Hobby. Aber den kleinen kommerziellen Lautsprecherbauer, der selbst verkauft und repariert, den wird es nicht mehr geben in einer digitalisierten Welt. Weil alles zusammenhängende Lösungen werden, statt einzelner Speaker.

Vielleicht mal einen Ausblick in die Zukunft: Wie verändert sich denn möglicherweise die Branche und wie verändert sich dementsprechend auch die Struktur des Unternehmens in den nächsten drei, fünf oder zehn Jahren?

Auch bei den Installationen werden Licht und Audio immer mehr zusammenwachsen. Lautsprecher auf der Lichtschiene sind ein Ausdruck davon. Bei der funktionalen Beschallung, zum Beispiel von Huddle-Rooms, sprechen Sie schon heute mit dem IT-Experten, nicht mehr mit dem Installateur. Und dann überträgt sich dieser Systemgedanke auch auf die Erwartungen beim Endnutzer.

Der Nutzer möchte am Ende ein schlüsselfertiges System, das Aspekte wie Sprachalarmierung, Beschallungsanlage, Licht, Whiteboard, Konferenztechnik, Videogeräte als eine Lösung zusammen denkt. Das geht sogar in den Bereich der Möbel.

Sie hatten vorhin auch von Design gesprochen.

Ich glaube, dass die Audiotechnik in Zukunft immer unsichtbarerer wird. Das heißt, ein gutes Projekt ist es, wenn man mit einem Planer und einem Architekten spricht und am Ende des Tages die Funktionalität optimal ist, aber man so wenig wie möglich davon sieht. Oder, wenn es nicht anders geht, werden sichtbare Komponenten optisch perfekt integriert. Das ist dann schon hohe Designkunst. Lautsprecher zu verstecken ist ja gar nicht so einfach. Einerseits geht es physikalisch nicht beliebig klein, andererseits müssen Lautsprecher ungehindert abstrahlen können.

Finden Sie das gut? Diese Entwicklung hin zu unsichtbarer Technik?

Jein, als Technik-Nerd mag ich Geräte mit vielen Knöpfen und Schiebereglern. Da muss man was sehen können. Andererseits müssen wir davon ausgehen, dass die Bediener keine Profis sind. Gerade im Installationsbereich. Da ist der Hausmeister, der keine Fortbildung in dem Bereich hat und das bedienen muss. Diesen Leuten müssen wir die Technik so einfach wie möglich machen oder so automatisch wie möglich. Das ist auch ein Thema für die nächsten Jahre.

Automatisierung ist ein Thema in der Branche?

Schon länger. Es gibt mittlerweile etliche Geräte, etwa Mischpulte, die sind in der Lage, die Lautstärke automatisch anzupassen. Die berechnen über ein Referenzmikrofon die Umgebungslautstärke und ziehen den Pegel rauf oder runter. Es gibt Geräte, die Feedbacks und andere Störgeräusche automatisch herausfiltern, bevor die überhaupt passieren. Ich denke mal, Richtung Automation wird das immer weitergehen, aber der Profi wird weiter eingreifen können. Die Maxime im Installationsbereich ist, so viel zu automatisieren wie möglich, damit sich der Endkunde auf die Inhalte konzentrieren kann, statt auf die Technik.

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Gibt es auch Entwicklungen, die Sie ganz konkret negativ finden?

 

Es gibt inzwischen große Auflagen, was die Sound-Emissionen angeht. Das ist zum Teil sinnvoll, nimmt aber auch Emotionen Man darf ja nur noch einen bestimmten Pegel bei Konzerten fahren, ansonsten wird man für Tinnitus und andere Dinge haftbar gemacht.

Diese gesetzliche Begrenzung des Pegels auf Konzerten ist schon eine Entwicklung, bei der ich als Rockmusiker sage: Das finde ich schade.

Wenn es zu laut wird, hat jeder die Möglichkeit, das eigene Gehör individuell mit klangoptimiertem Musik-Gehörschutz zu schützen. Das sollte in der Verantwortung jedes Einzelnen liegen. Am Ende des Tages gibt der Gesetzgeber da aus meiner Sicht zu viel vor.

Ist Ihnen Lautstärke in der Beschallung wichtig, ist das ein Stilmittel?

 

Musik als Live-Darbietung, aber genauso im Hifi-Bereich, bedeutet Emotionen. Das bedarf bestimmter Frequenzen und das wiederum bedarf bestimmter Pegel. Richtig harte Rockmusik unter Zimmerlautstärke wirkt einfach nicht. Da haben wir in Europa und speziell in Deutschland gerade einen Trend zu immer mehr Auflagen. Übrigens nicht nur bei der Lautstärke. Es fühlen sich die Konzertagenturen und Künstler schon jetzt stark gegängelt. Denn diese Auflagen zu erfüllen und zu dokumentieren ist ein Riesenaufwand, den kein Mensch bezahlen will.

Haben Sie bei Monacor eine Lieblingslösung, ein Lieblingsprodukt?

 

Alles was mit Dante® zu tun hat. Mit Dante® arbeite ich schon seit 2006. Ich hatte damals schon Termine im Außendienst, wo ich die allererste Netzwerk-Beschallungslösung einem großen Verleiher vorgestellt habe. Das waren damals Endstufen mit Netzwerktechnologie. Die haben mich angeguckt wie ein Auto. Der Kunde dachte, das wären Telefonstecker, und hat gar nicht verstanden, was das soll. Wir waren da sehr vor der Zeit. Ich liebe diese Lösungen bis heute.

Warum ausgerechnet diese Lösungen?

 

Weil es so praktisch ist. Stellen Sie sich vor: Ich habe auf einem Festival 100 Endstufen übereinander und ich habe über einen primären und einen sekundären Weg eine Ring-Topologie aufgebaut. Die dann auch noch redundant ist. Dann kann ich jedes einzelne Gerät über ein Kabel programmieren und steuern. Das ist einfach großartig. Heute hat MONACOR als einer der größten Audinate-Händler in Europa sogar Mikrofone und Deckenlautsprecher mit Dante®-Lösungen. Die Möglichkeiten bei gleichzeitigem Komfort für den Nutzer sind toll.

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